Licht und Schatten bei Stadtteilbegehung Bahnhof/Industrie

Leere Plastikbecher, Kunststofftüten, Kartons, Papierfetzen und verwelkte Blätter: Die Rastatter Bahnhofsunterführung präsentierte sich bei der CDU-Stadtteilbegehung Bahnhof/Industrie in dieser Woche als Müllhalde.

Die Bahnhofsunterführung zeigte sich bei der Begehung durch den CDU-Ortsverband Rastatt-Stadt in dem Bereich als Müllhalde, den die Deutsche Bahn zu verantworten hat. Foto: Gerhard SchauppelDie Bahnhofsunterführung zeigte sich bei der Begehung durch den CDU-Ortsverband Rastatt-Stadt in dem Bereich als Müllhalde, den die Deutsche Bahn zu verantworten hat. Foto: Gerhard Schauppel

„Das ist eine ganz schlechte Visitenkarte für unsere Stadt und auch nicht mit den derzeitigen Bauarbeiten der Deutschen Bahn zu entschuldigen“, zeigte sich Jürgen Wahl fassungslos. „Hier wurde offenbar schon seit Wochen nicht mehr sauber gemacht“, mutmaßte der Vorsitzende des CDU-Ortsverbandes Rastatt-Stadt angesichts der großen Müllmenge. Die Stadtverwaltung müsse hier dringend ihren Einfluss geltend machen, damit die Bahn ihren Teil der unterirdischen Passage in einen vorzeigbaren Zustand versetze. Immerhin präsentierte sich bei der Begehung der von der Stadt verantwortete Teil der Unterführung in sauberem Zustand. Nur die städtische Treppenanlage hätte einen Kehrbesen verdient gehabt. 

„Es wird gleich schöner“, versprach denn auch Matthias Stickl von der Gemeinwesenarbeit Bahnhof/Industrie vor dem Aufstieg zur Bahnhofstraße. Der Sozialarbeiter in Diensten der Stadt führte CDU-Vorstandsmitglieder und Mitglieder der CDU-Gemeinderatsfraktion durch den Bezirk, für den er seit fast zehn Jahren zuständig ist. Neben dem Bahnhofsviertel mit seinen rund 2.200 Bewohnern zählen dazu die Stadtteile Industrie und Beinle. Insgesamt leben in seinem Verantwortungsbereich etwa 4.700 Menschen mit über  50 unterschiedlichen Nationalitäten. Das im Jahr 2014 eröffnete Stadtteilbüro in der Rauentaler Straße 8b versteht Matthias Stickl als „Vorposten“ der Stadtverwaltung. Bei seiner Arbeit wird er unterstützt von Sophia Bollian, die den dualen Studiengang Soziale Arbeit gewählt hat und den praktischen Teil ihrer Ausbildung bei der Stadt Rastatt absolviert. 

Matthias Stickl hält mit vielen Menschen im Bereich Bahnhof/Industrie den persönlichen Kontakt und sieht sich gut vernetzt. Die Zusammenarbeit mit den Werkstätten der Lebenshilfe in der Alten Bahnhofstraße sei ebenso gut wie mit der benachbarten Mevlana Moschee der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş. Auch mit der Kinderschule Amalie-Struve und den Unternehmen in der Bahnhofstraße arbeite er hervorragend zusammen. „Das sind fleißige, ehrliche Leute, die hier etwas machen“, betonte der Sozialarbeiter. Matthias Stickl sorgt unter anderem durch Stadtteil-Konferenzen dafür, dass sich Geschäftsleute und Anwohner einbringen können. Trotz Einführung von Tempo 30 in der Bahnhofstraße gebe es jedoch noch immer Klagen über Lärmbelästigung, unter anderem durch Poser. Außerdem werde immer wieder der Wunsch nach mehr Aufenthaltsqualität geäußert, zum Beispiel durch Umwandlung der Stichstraße beim Landratsamt in eine Spielstraße. „Insgesamt betrachtet sind die Leute aber nicht völlig unzufrieden“, meint Matthias Stickl. Zunehmend Kopfzerbrechen bereitet ihm jedoch der demografische Wandel. Auch im Bahnhofsviertel und in den Stadtteilen Industrie und werden die Menschen immer älter. Kaum eines der Wohnhäuser aber besitzt einen Aufzug, sodass die Mobilität vieler Senioren stark eingeschränkt ist. „Ich sehe, dass hier immer mehr Pflegedienste im Einsatz sind“, berichtete der Sozialarbeiter beim Rundgang der CDU-Delegation. Auch die massiv steigenden Gaspreise seien für viele Bewohner ein massives Problem.

Ob Einzelfallhilfe, Deutschkurse, Aktivitäten für Kinder und Jugendliche, Veranstaltung von Stadtteilfesten oder Förderung des interkulturellen Dialogs zwischen Muslimen, Christen und Menschen jüdischen Glaubens:  Das Angebot der Gemeinwesenarbeit ist umfangreich mit dem Ziel, Integration und Beteiligung voranzubringen. „Wir haben gesehen, wie wichtig Ihre Arbeit hier ist und haben zudem viel Neues erfahren“, bedankte sich Jürgen Wahl bei der abschließenden Gesprächsrunde im Stadtteilbüro für die Vielzahl an Informationen. Matthias Stickl wiederum zeigte sich dankbar für die Wertschätzung durch den Rastatter Gemeinderat und die Offenheit gegenüber der Gemeinwesenarbeit, die eine Freiwilligkeitsleistung der Stadt sei. Und auch dies gab er der CDU-Abordnung mit auf den Weg: Die finanzielle Ausstattung des Stadtteilbüros sei zwar in Ordnung. „Aber es ist auch nie so gut, dass es nicht noch besser sein könnte.“

Licht und Schatten bei Stadtteilbegehung Bahnhof/Industrie